Theatrales Agieren öffnet Spielräume für Veränderungen

Theatrales Agieren öffnet Spielräume für Veränderungen
Unternehmen suchen nach immer neuen Wegen, die im Unternehmen vorhandenen Potentiale und vor allem die Kreativität der Mitarbeiter zu erschließen. Angesichts der sich verdichtenden IT-Prozesse, die unaufhaltsam auf KI-Scenarien zusteuern, wird der originelle menschliche Input zunehmend wichtiger.

Theatrales Agieren öffnet Spielräume für Veränderungen

Unternehmen suchen nach immer neuen Wegen, die im Unternehmen vorhandenen Potentiale und vor allem die Kreativität der Mitarbeiter zu erschließen. Angesichts der sich verdichtenden IT-Prozesse, die unaufhaltsam auf KI-Scenarien zusteuern, wird der originelle menschliche Input zunehmend wichtiger.

 

Unternehmen machen sich die Erfahrungen der Theaterleute zunutze

Auch im Theater, zumal an den Off- und experimentellen Theatern, ist es inzwischen üblich, das Geschehen auf der Bühne zwischen Regisseur und Darstellern auszudiskutieren und als dynamischen Prozess zu verstehen. Die Berufsakademie Emsland hat das im Jahre 2009 als Vorlage genommen für ihre Theatrale Intervention im Innovations- und Kooperationsmanagement – kurz THINK – das am Institut für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück durchgeführt wurde. Mit Theatermitteln wie Rollenspiel und Charakterstudien sollten durch Schauspieler Unternehmensprozesse und Veränderungspotentiale sichtbar gemacht werden. Über Theater-Szenarien wurde der Versuch gemacht, Mitarbeitertypen und Verhaltensmuster zu erfassen, die Innovationen und Kooperation üblicherweise im Wege stehen. Auch wenn das Theaterstück bereits fast 10 Jahre zurückliegt, ist die Thematik immer noch aktuell und hochspannend.

Das erinnert an die in der Psychologie angewandte Methode der Familienaufstellung, mit der verborgene Konflikte aufgedeckt werden sollen. Auch ein Unternehmen ist im weitesten Sinne eine Familie. Die typischen Konflikte in Unternehmen unterscheiden sich nicht grundsätzlich von familiären.  Die Schauspieler folgen in ihren Darstellungen Vorgaben aus dem Betriebsalltag, die sie gemeinsam mit den Betriebsangehörigen entwickelt haben.  Mitarbeiter aller Ebenen werden in den theatralen Prozess mit einbezogen; auf diese Weise ist garantiert, dass authentische Figuren und Szenarien auf die Bühne gelangen. Die Familienaufstellung wird zur Unternehmensaufstellung: Mitarbeiter und Management gestalten und erkennen sich selbst im Geschehen auf der Bühne wieder.

 

Management und Verhalten

Über das theatrale Gestalten alltäglichen Verhaltens werden den Beteiligten Verhaltensmuster bewusst, die ansonsten im Gewohnten und der Alltags-Betriebsamkeit verwischen. Managern wird deutlich, warum Maßnahmen nicht greifen oder ihnen das Personal zuweilen entgleitet. Den Mitarbeitern wird ein Blick hinter die Kulissen von Management- Entscheidungen gestattet, wodurch sie zu einem besseren Verständnis dafür gelangen, wie solche Entscheidungen zustande kommen und weshalb ihre Durchsetzung für das Unternehmen wichtig ist. Ziel solcher theatralen Offenbarungen ist es, neue Transparenzen zu schaffen und Verkrustungen aufzubrechen, die dem Unternehmen schaden. Weil sie verhindern, dass notwendige Veränderungen von allen mitgetragen werden und auf Herausforderungen mit der gebotenen Flexibilität reagiert werden kann.

Besonders wirkungsvoll ist es, wenn eine allen sattsam bekannte Szene mitten im Ablauf angehalten und eingefroren wird, damit Beteiligte und Zuschauer die Szene in Ruhe analysieren können. Warum läuft die gezeigte Szene so ab? Was läuft dabei in die verkehrte Richtung? Was sollte sich ändern? Wie kann es geändert werden? An dieser Stelle setzt der Lernprozess ein. Welche starren, der Sache abträglichen Verhaltensweisen sind erkennbar? Wie lassen sie sich verändern? Manager und Mitarbeiter begegnen sich plötzlich auf Augenhöhe und entwickeln gemeinsam Vorschläge. Die Szene wird fortgesetzt, wobei die verschiedenen Vorschläge nacheinander durchgespielt werden. Die Beteiligten erkennen im Rollenspiel die Spielräume, die alle haben, um eingefleischte Prozesse und Verhaltensweisen zu verändern.

 

Personal- und Organisationsentwicklung

Wunde Punkte vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen sind die Bereiche Personal und Organisationsentwicklung. Da diese Unternehmen ihre Stärken vor allem in Kundennähe und Flexibilität haben, werden die strategischen Bereiche Personalplanung und -führung sowie zukunftsorientierte Organisation in der Regel vernachlässigt. Hier ist das Rollenspiel besonders hilfreich, weil die Problematik Management und Mitarbeitern erst einmal bewusst gemacht werden muss. Großunternehmen sprechen den talentierten Nachwuchs systematisch und noch in der Ausbildung an. Diesen Vorsprung können auch kleinere Unternehmen mit kreativen Maßnahmen ausgleichen. Wie das gehen könnte, kann szenisch durchgespielt werden.

Die künftige Organisation wird in immer stärkerem Maße auch Künstliche Intelligenz nutzen. Die menschlichen Ressourcen werden damit frei für Aufgaben, die mit IT nicht zu lösen sind. Auch hier kann eine theatrale Darstellung, die das Neben- und Miteinander von Mensch und Maschine probiert, von Nutzen sein.

Die Ergebnisse von THINK haben die die regionalen Wirtschaftspartner der Hochschule Osnabrück wie emco Bad, Hermann Jansen GmbH & Co. KG, GE Wind Energy GmbH Salzbergen und BP Lingen vor fast 10 Jahren jedenfalls überzeugt. Auch Führungskräfte internationaler Unternehmen zeigen und zeigten  sich interessiert. Die Vaillant Group hat daraufhin theatrale Methoden in die Personalentwicklung mit Führungskräften integriert.